Guide fürs Zwangsversteigerungsverfahren: Wie läuft das eigentlich ab? Teil 2: Der Ablauf der Zwangsversteigerung

In einem ersten Teil bin ich auf die Vorbereitung für ein Zwangsversteigerungsverfahren eingegangen. In diesem Teil soll auf den Ablauf des Zwangsversteigerungsverfahrens selbst eingegangen werden.

 

Hat man ein Objekt näher ins Auge gefasst und sich im Vorfeld auch bestenfalls über dieses Objekt informiert wie im ersten Teil des Beitrags umschrieben, sollte man vor dem eigentlichen Zwangsversteigerungstermin noch für eine Bietsicherheit sorgen. Im Zwangsversteigerungsverfahren kann ein Beteiligter die Zulassung eines Gebots nämlich davon abhängig machen, dass der Bietinteressent eine Bietsicherheit hinterlegt. Dies kann ein Verrechnungsscheck, eine unbefristete, unbedingte, selbstschuldnerische Bürgschaft oder die Einzahlung des entsprechenden Sicherungsbetrags auf ein Konto der Landesoberkasse sein. Bei der Einzahlung sollten die Banktage berücksichtigt werden, damit die Landesoberkasse den Zahlungseingang rechtzeitig feststellen und das Vollstreckungsgericht darüber informieren kann. Die Sicherheitsleistung beträgt immer 10 % des Verkehrswerts des Versteigerungsobjekts.

Der Zwangsversteigerungstermin selbst

Der Zwangsversteigerungstermin wird von einem Richter geleitet, der selbst Rechtspfleger ist. Dieser wird zunächst in einem ersten Schritt die Sache aufrufen und den im Termin Anwesenden die Objektdaten wie Verkehrswert, eventuelle Baulasten, Auflagen oder Beschränkungen bekannt gegeben sowie die Versteigerungsbedingungen festlegen. Nach diesen Bekanntmachungen werden vom Gericht das geringste Gebot sowie die Versteigerungsbedingungen festgestellt und verlesen. Das geringste Gebot stellt den Ausgangspunkt jeder Versteigerung dar und ist nicht identisch mit dem Verkehrswert. Es setzt sich zusammen aus dem Bargebot sowie den bestehen bleibenden Rechten. Für Bietinteressenten selbst ist der Verkehrswert des Objekts der maßgebender Wert. Das geringste Gebot setzt lediglich den Wert fest, zu welchem das Versteigerungsobjekt mindestens versteigert werden muss.

Das Gericht fordert anschließend zur Abgabe von Geboten innerhalb der sogenannten Bietzeit auf. Diese beträgt mindestens 30 Minuten, kann aber unbegrenzt verlängert werden soweit weiterhin Gebote abgegeben werden. Währenddessen besteht weiter die Möglichkeit für die Interessenten, Fragen zu stellen, mit Gläubigern zu sprechen und auch das gerichtliche Gutachten einzusehen. Erst wenn trotz Aufforderung des Gerichts keine Gebote mehr abgegeben werden, wird die Versteigerung geschlossen. Nach Abschluss der Bietzeit finden die Verhandlungen über den Zuschlag statt, sofern das Meistgebot zuschlagsfähig ist. Es empfiehlt sich bereits vor Ende der Bietzeit Kontakt mit den Terminvertreter des Gläubigers aufzunehmen, um die Wertvorstellungen der Bank in Erfahrung zu bringen.

Zwangsversteigerung = sicheres Schnäppchen?

In Versteigerungsterminen erlebe ich es immer wieder, dass unerfahrene Bietinteressenten im Vorfeld reißerische Informationsquellen wie Verbrauchermagazine gelesen zu haben scheinen, die ihnen ein Schnäppchen in der Zwangsversteigerung garantieren. Dem ist jedoch nicht zwangsläufig so, zumal sich Immobilien als Wertanlage in der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Situation einer großen Beliebtheit erfreuen.

Warum muss ein Versteigerungstermin nicht mit einem Schnäppchenpreis enden? Zum einen kann in einem ersten Versteigerungstermin kein Zuschlag erteilt werden, wenn nicht mindestens die Hälfte des Verkehrswerts geboten wird. Zum anderen bedeutet eine Zwangsversteigerung nicht automatisch, dass das Objekt günstig oder günstiger als auf dem freien Markt erworben werden kann. Dies hängt damit zusammen, dass die eine Zwangsvollstreckung betreibenden Gläubiger diverse Joker ziehen können, um einen Zuschlag zu vermeiden und so einen möglichst hohen Erlös zur eigenen Forderungsbefriedigung in einem weiteren Zwangsversteigerungstermin zu erzielen. Gläubiger – meistens Banken – können sich entweder durch eigene Mitarbeiter oder durch Anwälte in einem Zwangsversteigerungstermin vertreten lassen und haben meist sehr dezidierte Vorstellungen, welche Gebotshöhe erreicht werden sollten. Bleiben die Bietinteressenten unter diesem Betrag, kann der Gläubiger bei Nichterreichen der 7/10-Grenze des Verkehrswerts einmal eine Einstellung beantragen sowie zwei Mal eine Verfahrenseinstellung beantragen kann (bei der dritten Verfahrenseinstellung nach § 30 ZVG erfolgt automatisch eine Verfahrensaufhebung).

Welche Faktoren beeinflussen die Attraktivität eines ZV-Objekts?

Die wichtigsten Faktoren sind Lage und Zustand eines Objekts. In bestimmten Amtsgerichtsbezirken sind analog dem freien Wohnungsmarkt auch die Zwangsversteigerungsobjekte äußerst beliebt. Um die Nachfrage für die Zwangsversteigerung zu steigern, beauftragen Gläubigerbanken häufig Makler, die die Objekte bewerben. Für Bietinteressenten ist diese Dienstleistung kostenneutral. Da die Makler häufig weitere Informationen zum Zustand des Objekts haben, lohnt sich eine vorherige Kontaktaufnahme für den Bietinteressenten auf jeden Fall.

 

Was muss ich bei einem Erwerb in der Zwangsversteigerung noch beachten und welche Kosten kommen noch auf mich zu? Auf diese und weitere Fragen wird in einem Folgebeitrag eingegangen.

Wie viele Menschen besitzen eine Patientenverfügung?

Eine Nachricht in den Finanznachrichten vom 08.07.2016 erregte meine Aufmerksamkeit. Die Überschrift lautete „Deutsche besitzen keine wirksame Patientenverfügung – Die meisten Verfügungen sind im Ernstfall unbrauchbar“. In der Meldung selbst wurde davon berichtet, dass neun von zehn Deutschen keine wirksame Patientenverfügung besäßen. Das ruft natürlich die Nachfrage hervor wer diese Statistik wie erhoben hat und wie belastbar diese Zahlen sind. Im weiteren Text wurde dann auf die Quelle verwiesen: Eine Studie des Sozialforschungsinstituts Mentefactum im Auftrag des Online-Dienstleisters DIPAT. Nachdem im weiteren Text genau dieser Online-Dienstleister zur Bedeutung der Patientenverfügung zu Wort kommt und dabei auch beiläufig erwähnt, dass es sich dabei um eine telefonische Befragung gehandelt habe, wird in den beiden letzten Absätzen die Dienstleistung von DIPAT bei den Patientenverfügungen erwähnt und anschließend die DIPAT dargestellt. Es bietet dem Nutzer die angeblich eigenständige Erstellung der Patientenverfügung und die Hinterlegung in der Online-Datenbank der DIPAT.

Nichts für ungut – ein Dienstleister mit einem eigenen geschäftlichen Interesse am Ausgang einer Befragung wird wohl keine wirklich unabhängige und repräsentative Studie vorlegen können. Ich halte das Zahlenmaterial des Statistik-Portals statista bezüglich des Interesses an Patientenverfügung (siehe:  http://de.statista.com/statistik/daten/studie/169369/umfrage/interesse-an-patientenverfuegung-nach-alter/) deshalb für aussagekräftiger.

Unabhängig von der Frage wie belastbar die behaupteten Zahlen sind: Bei der Erstellung einer Patientenverfügung und der individuelle Beratung der Möglichkeiten hierüber wird es so schnell keinen adäquaten Ersatz geben. Bei der Hinterlegung einer Patientenverfügung ist immer die Frage von besonderer Bedeutung, dass Dritte im Notfall einfach Kenntnis nehmen können. Ob dies bei einem Online-Dienstleister gewährleistet ist, sei mal dahingestellt. Eine Notfallkarte im Geldbeutel sowie der Hinterlegung bei Angehörigen, Vertrauenspersonen, der Verwaltung eines Pflegeheimes oder dem Hausarzt ist dies beispielsweise auf eine einfache und kostenneutrale Art und Weise möglich. Der VorsorgeAnwalt e.V. bietet entsprechende Notfallkarten an. Daneben sei noch auf das Zentrale Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer verwiesen (siehe: http://www.vorsorgeregister.de/)

Guide fürs Zwangsversteigerungsverfahren: Wie läuft das eigentlich ab? Teil 1: Die Vorbereitung

Zwangsversteigerungen werden immer beliebter. Viele neue Bietinteressenten versuchen ihr Glück möglichst günstig an eine Immobilie fernab des freien Marktes zu bekommen. Doch ist das Zwangsversteigerungsverfahren wirklich günstiger als der freie Markt und wie läuft so ein Verfahren überhaupt ab? In diesem Beitrag soll der Ablauf eines Zwangsversteigerungsverfahren geschildert werden und Tipps für Bietinteressenten gegeben werden.

 

Eine Zwangsversteigerung bedeutet, dass ein Eigentümer einer Immobilie seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte und die Immobilie zur Befriedigung der Schulden notfalls auch gegen seinen Willen versteigert werden kann. Der Erlös aus der Versteigerung wird abzüglich der Verfahrenskosten an den oder die Gläubiger ausgeschüttet. Kommt es nach Befriedigung aller Gläubiger zu einem Übererlös, so erhält diesen der Schuldner. Häufig, aber nicht immer, sind die die Zwangsversteigerung betreibenden Gläubiger die Banken, welche Kredite zum Kauf der Objekte selbst gegeben haben.

 

Was kann ein Bietinteressent im Vorfeld einer Zwangsversteigerung tun?

 

Wichtig ist zunächst in Erfahrung zu bringen, welche Objekte wann vor welchem Amtsgericht versteigert werden. Es gibt zwar Aushänge in den jeweiligen Amtsgerichten, doch einfacher ist sicherlich eine Recherche in Zwangsversteigerungsportalen im Internet. Einschlägige Portale sind beispielsweise: www.zwangsversteigerung.de, www.versteigerungspool.de oder www.zvg.com. Die Aufzählung ist nicht abschließend. Es soll auch keine Werbung für einzelne Portale gemacht werden. In den Portalen finden sich Hinweise bezüglich des Objekts selbst sowie des Versteigerungstermins. Häufig beauftragen Banken Makler, die mit der Vermarktung des Objekts beauftragt sind und für Rückfragen zur Verfügung stehen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass diese Dienstleistung für Bietinteressenten kostenlos ist. Häufig können die Makler ein Verkehrswertgutachten über das Objekt zusenden oder im Einzelfall auch einen Besichtigungstermin anbieten.

 

Es ist nicht zwingend, dass im Vorfeld der Zwangsversteigerung Zutritt zu dem Objekt gewährt wird. So ist es nicht mal zwingend, dass der Verkehrswertgutachter das Objekt vorher von innen gesehen hat. Einen entsprechenden Hinweis darauf findet sich im Gutachten selbst.

 

Es macht Sinn sich vorher möglichst viel Informationen über das Objekt zu besorgen, es sich vorher zumindest von außen angeschaut haben und sich eine Strategie überlegt bis zu welchem Meistgebot man im Termin mitbietet.

 

Der Beitrag wird fortgesetzt.